Fiestas Patrias

Liebe Freunde,

 

der November ist in Panamá ein Monat der Feiertage. Hier wird die Unabhängigkeit von Spanien (25.11.1821) und Kolumbien (3.11.1903) gefeiert. Ich war deswegen am Samstag, den 29.Oktober, und vom 3. bis zum 4. November in  Boca de Quema.

In Panamá wird generell viel gefeiert, an diesen Nationalfeiertagen nimmt dies jedoch ganz andere Größen an und man zelebriert die eigene Freiheit. Für den 29.10. war eine „caravane“ (also eine Auto-Karawane, bei der sich die neue Königin präsentiert und gefeiert wird) angesetzt. Am 3.11. war dann die Krönung und am 4. die „desfile“. Ähnlich wie bei der caravana zieht man durch die Straßen (bzw. die eine Straße) und feiert die neue Königin. Hier pilgern alle hinter einem Ochsenwagen singend und tanzend hinterher.

Bevor ich in Boca de Quema war, dachte ich, ich wäre in Bombacho schon sehr entlegen, Boca de Quema ist jedoch noch viel weiter von einer größeren Stadt entfernt. Es gibt kein Internet und auch in vielen Häusern noch kein Strom oder fließend Wasser. Man wäscht (sich) im Fluss.

Am Samstag nach meinem Spanischkurs in Chitré, das leider in genau der anderen Richtung liegt, machte ich mich also auf die 3h-Busfahrt nach Boca de Quema. Dementsprechend spät kam ich in Boca de Quema an, nur um zu erfahren, dass meine Mutter, die die Ehre inne hatte, die Königin für diese Feierlichkeiten, bereits mit einer lauten und fröhlichen Karawane von dannen gezogen war. Kurzerhand ließ ich mein Spanischzeug in der „cantina“ zurück und machte mich auf den Weg, die Karawane zu verfolgen. Nach einer doch längeren und dunkleren Wanderung alleine über die Via Tonosí, hörte ich endlich Trompeten. Die Karawane näherte sich und mein Bruder Amilkar zog mich auf einen doch schneller als erwartet fahrenden Pick-Up. Von dessen Ladefläche winkte Nelis bereits den Anwohnern stolz entgegen. Zur Begrüßung gab es erst mal einen Schluck Seco und etwas Unverständnis („Du bist alles gelaufen?!)

img_1044
Caravana (erkennt ihr die Trompeten?)
img_1070
Amilkar, patron de mal

Nachdem wir wieder die „cantina“ erreicht hatten wurde nach kurzem Feuerwerk getrunken und getanzt. In dieser Reihenfolge. Am nächsten Morgen fuhr ich dann, nachdem ich noch den Müll in der „cantina“ aufgeräumt hatte, wieder nach Hause nach Bombacho.

Donnerstag und Freitag, die 3. und 4. des November, begab ich mich wieder nach Boca de Quema. Man feierte schließlich nur einmal mit seiner Gastfamilie die Unabhängigkeit von Kolumbien. Da meine Mutter sogar gekrönt werden sollte, freute ich mich besonders auf die Zeremonie. Die für sieben Uhr angesetzte Krönung begann dann um kurz vor zehn und sowohl mein Bruder als auch viele andere „polleras“ tanzen zu Live-Musik.

Nachdem meine Gastmutter feierlich die Krone überreicht wurde, feiert man dann in der „cantina“. Selbstverständlich nicht nüchtern, das wäre ja respektlos der panamesischen Kultur gegenüber. Gegen Mitternacht half ich dann wieder ein bisschen beim aufräumen und nachdem man noch mit den Locals aus BdQ gechillt hatte begab ich mich in mein „Bett“ auf der Baustelle. In einem unfertigen Haus schlief ich mit Amilkar und zwei Freunden, was jedoch ganz angenehm war, dass das Haus noch nicht fertig war, merkte man erst am nächsten Morgen, als man komplett zerstochen aufwachte.

Der nächste Morgen war entspannt und sonnig. Ich las den Hobbit aus und ein bisschen von Tom Sawyer. Zum Frühstück erschien ich gut gelaunt und etwas verspätet. Morgens half ich dann noch bei den Vorbereitungen der „desfile“. Ein Ochsenkarren musste geschmückt und viele Sachen rumgeschleppt werden.

img_20161104_174747
Dancehall Caballeros
img_20161104_204651
Photobombing since 2007
img_20161104_204840
Ochsenwagen (mit Amilkar)

Am Nachmittag begann dann das aufwendige herrichten der Königinnen oder „reinas“, die die „desfile“ leiten sollten. Mit sehr viel Goldschmuck und Perlen begaben sich die „reinas“ dann (spät, sehr spät) auf ihre Wagen und die „desfile“ begann.

img_20161104_210945
Goldschmuck
img_20161104_212702
Perlen vor die Haare
img_20161104_212902
reina

Laut und fröhlich folgte man den Ochsenwagen und sang, schwenkte (selbstgenähte) Fahnen und trank.

Insgesamt ging die „desfile“ bis(s) zum Einbruch der Nacht (nein, das ist kein Roman von Stephanie Meyer).

img_20161104_232101img_20161104_235238

Munter tanzte man noch etwas in der „cantina“ weiter, bis ich mich auf die Suche nach einer Mitfahrgelegenheit nach Bombacho machte. Klappte…más o menos. Schließlich landete ich doch in meinem Bett und konnte endlich in Ruhe schlafen.

Ich hoffe euch hat dieser kulturell bedeutende Post gefallen und ihr verzeiht, dass es so viele Bilder geworden sind.

Bleibt gespannt

 

Euer Willi

Hinterlasse einen Kommentar